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ALLES DRIN - HÄRTE, KARTEN, PLATZVERWEISE NUR KEIN FAIR PLAY

FOTOS/TEXT: ERNST SIEPMANN

Auetal. Ruft man die nackten Fakten auf, war die Partie vom 2. Spieltag in der Kreisliga alles andere als langweilig. Der SV Obernkirchen gewann beim SC Auetal mit 4:2 (1:1). Sechs Tore, Härte, zwölf gezückte Karten, zwei Platzverweise und zwei Spieler auf dem Weg zum Krankenhaus zeugt von einem nicht alltäglichen Verlauf. Wenn dann der Schiedsrichter das mangelnde Fair Play beklagte und eine Tor-Diskussion hervorrief, fragt sich der Leser: „Haue an der Aue?“ So schlimm war’s nicht. Aber die Alternative, „Alles brav im Dauerschlaf“ traf auch nicht zu.

Dem SC Auetal wurde von Experten der Titel eines Mit-Aufstiegsfavoriten an die Stirn geheftet. Die Mannschaft lieferte am Sonntag. Gewann mit 4:1 gegen den SV Sachsenhagen. Nicht so der SV Obernkirchen. Dem billigte man Platz 5 in der Tabelle zu. Doch ging der Auftakt gegen die SG Liekwegen/Sülbeck/Südhorsten mit 3:4 gleich mächtig schief. „Das hatten wir uns sicher anders vorgestellt“, gestand SVO-Trainer Stefan Büngel. „Zur Halbzeit hätten wir statt 1:1 schon 4:1 in Führung liegen müssen. Aber was keiner weiß: Niederlagen gegen Liekwegen haben bei uns schon Tradition.“ Stimmt, der letzte SVO-Sieg gegen diesen Gegner datiert vom 11.8.2019 (4:3).


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„Für uns war die Partie im Auetal ein megawichtiges Spiel“, blickt Stefan Büngel auf das Gefühlsleben zurück. „Denn wer will schon mit zwei Niederlagen in die Saison starten? Ziel war es, dass wir den SC Auetal aus seinem Rhythmus bringen. Mit körperlicher Präsenz dagegenhalten. Denn wenn die Auetaler einmal in Führung gehen, dann wird es schwer.“ So geschah es jedoch zum Leidwesen der Obernkirchener, wobei der Treffer lange für Gesprächsstoff sorgte. Doch über die Entstehung dieses Tores gab es ja nach Vereinstrikot und Griff zur Pfeife unterschiedliche Ansichten.


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SCA-Torjäger Philipp Dunkley (rot) hatte einen schweren Stand


Bei einem Massen-Crash im SVO-Strafraum gingen der Auetaler Torjäger Philip Dunkley, SVO-Torhüter Filip Munevski und Verteidiger Patrick Mittmann zu Boden. Die Auetaler hatten eine Grätsche von Mittmann gegen Dunkley gesehen. Erwarteten den Elfmeterpfiff. Die Obernkirchener wollten die Situation überhaupt nicht beurteilen. Waren in Ballbesitz. Schossen die Kugel nicht ins Aus. Vom Schiedsrichter und seinen Assistenten kam kein Zeichen, da sie auf anderes geachtet hatten. Nils Sudholt soll von außen die Anweisung erhalten haben, doch einfach mal aufs Tor zu schießen. Das tat der Auetaler Neuzugang. Der Ball hoppelte ins Netz. Das Ding war drin: 1:0 (20.). Später im Nachgespräch regten sich die Unparteiischen maßlos über diese Szene auf, sprachen von einer aggressiven, knüppelharten Spielweise von beiden Mannschaften von mangelndem Fair Play.

Marcel Diedler, Sportlicher Leiter des SCA, hatte eine andere Sichtweise. „Dunkley wurde umgegrätscht, das Spiel nicht unterbrochen. Der Treffer war korrekt.“ Wie eine Initialzündung der sportlichen Vergeltung wirbelten die Gäste in den beigen Trikots des SV Obernkirchen. Speziell Mohamed „Mido“ Nasef wurde zum ständigen Unruheherd. War nur durch ein Foul von Benedikt Friedrichs zu bremsen, was zum Elfmeter führte. Nasef selbst trat an und nagelte den Ball unter die Latte zum 1:1 (31.). „Dass die Auetaler Führung auf diese Art gefallen war, gab uns einen zusätzlichen Schub Adrenalin“, sah Trainer Büngel einen weiteren Kick des Ehrgeizes.


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Ein weiterer SCA-Angriff ohne Erfolg.


Erwähnt sei hier, dass nach der 1:0 Führung und jenem kuriosen Tor das Spiel für sieben Minuten unterbrochen war. SVO-Schlussmann Munevski hatte den Crash nicht schadlos überstanden, wurde ins Krankenhaus gebracht. „Zum Glück ist bei ihm nichts gebrochen. Das Knie ist dick. Wie es genau aussieht, wissen wir erst nach dem Röntgen“, berichtet Stefan Büngel. „Wir haben zwei gleichwertige Torhüter. Joshua Hering kam am Vortag aus dem Urlaub zurück und ging nun in den Kasten.“ Die Fahrt zum Krankenhaus endete bei diesem Spiel mit einem Unentschieden. Tim Neermann, der Auetaler Flügelflitzer, begab sich mit einer Platzwunde nach einem Kopfzusammenstoß gleichfalls dorthin.

Der Härte-Pegel der Partie nahm zu. Die Spieler gingen aber freundlich miteinander um, während seitens der Zuschauer beim gut besuchten Derby Emotionen hochkochten. Schiedsrichter Andreas Thienel sah sich in Schwerstarbeit, zückte zwölfmal die Karte. Dabei gab’s Rot für den Auetaler Führungs-Torschützen Nils Sudholt (75.) und Gelb-Rot gegen Sebastian Wagner (89.), in allen Fällen wegen Foulspiels. Die Auetaler Anhänger fanden dies weniger gerecht. Nach ihrer Ansicht hätte auch der SVO in dezimierter Zahl das Spiel beenden müssen.


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SVO-Keeper Filip Munevski verlässt den Platz auf der Trage Richtung Krankenhaus.


Ach ja, Tore fielen auch. Als Tim Neermann einen Zauberpass von Niklas Brecht zum 2:1 einnetzte (53.), wähnten sich die Aue-Kicker auf der Siegesstraße. Die Antwort kam jedoch von Niklas Kranz. Nach einem Pressschlag sprang der Ball zum 20-Jährigen, der das Spielgerät aus 20 Metern in den Winkel drosch: 2:2 (59.). „In diesem Moment wusste ich: Heute geht mehr! Jetzt wuchs der Wille, dass wir das Spiel noch weiter kippen können“, schilderte SVO-Trainer Stefan Büngel die Gefühlslage. „Bei den Auswechslungen war natürlich auch ein wenig Glück im Spiel. Bei dem matschigen Boden setzte ich auf Konter. Nahm mit Jeremy Baraczewski einen groß gewachsenen Spieler heraus und brachte mit Sami Ibisi und Enis Tahirovic zwei kleine, wendige Akteure. Natürlich bedeutet dies ein Risiko. Bei gegnerischen Standards waren wir nun anfällig.“

Doch Trainer Büngel machte alles richtig. Der eingewechselte Ibisi spielte im letzten Jahr noch in der 2. Mannschaft. Machte mit Schnelligkeit und Torgefahr dort auf sich aufmerksam. Kaum auf dem Platz, traf er ins lange Eck (2:3, 79.) und münzte tief in der Nachspielzeit einen Konter um zum 2:4 (90.+5). Der SC Auetal, bereits in Unterzahl, hatte zuvor zwar noch den Ausgleich auf dem Kopf. Die Chance von Niklas Brecht strich Zentimeter über den Querbalken. Am Ende jubelte der SVO aus tiefstem Herzen. Mit dem alten Schlager „Country Roads“ feierten die Spieler in der Kabine und zeigten ihre ganze Freude. „Toll, wie wir uns dies heute erarbeitet haben und die Früchte nun nach Hause tragen“, freute sich Stefan Büngel. Doch Sonntag steht die nächste Herausforderung an. Dann geht’s zum SV Victoria Sachsenhagen.

SC Auetal: Marco Großardt – Benedikt Friedrichs (46. Moussa Guire), Niklas Brecht, Felix Rauhut, Marc Steinsiek – Florian Meyer, Nils Sudholt – Sebastian Wagner – Tim Neermann (82. Lukas Herrmann), Philip Dunkley, Niklas Müller //  Trainer: Thomas Reh

SV Obernkirchen: Filip Munevski (25. Joshua Hering) – Jannis Kranz, Patrick Mittmann, Jan Wilkening, Tom Hagen (82. Pascal Büsing) – Jeremy Baraczewski (67. Tim Köhler), Lennard Sennholz (78. Enis Tahirovic) – Dogan Kartalkus – Niklars Kranz (77. Sami Ibisi), Albin Krasniqi, Mido Nasef // Trainer Stefan Büngel

Schiedsrichter: Andreas Thienel (SG Rodenberg)

SR-Assistenten: Frank Wieggrebe + Friedhelm Springinsguth (beide TSV Algesdorf)

Tore: 1:0 (20.) Sudholt, 1:1 (31.) Nasef / Foulelfmeter, 2:1 (53.) Neermann, 2:2 (59.) N. Kranz, 2:3 (79.) Ibisi, 2:4 (90.+5) Ibisi

Besondere Vorkommnisse:

Rote Karte: Sudholt (SCA/75., Foul)

Gelb-Rote Karte: Wagner (SCA/79., wiederholtes Foulspiel)

Zuschauer: 182

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