SC AUETAL ÜBERNIMMT DIE TABELLENFÜHRUNG - TORHÜTER FREDERIK MEIER BÄRENSTARK
FOTOS/TEXT: ERNST SIEPMANN
Achum. Gibt’s das, ein Fußballspiel mit völlig unterschiedlichen Halbzeiten? Natürlich. Kommt manchmal vor. So auch im Spiel des FC Hevesen gegen den SC Auetal. Vor der Pause entfachte der Gastgeber ein Feuerwerk der Offensive, erarbeitete sich Hochkaräter und ließ den SC Auetal nicht zur Entfaltung kommen. Nach der Halbzeit nahm der SCA den Kampf an. Kam in der 70. Minute zur ersten Chance und vier Minuten später dann zum Tor des Tages. Torschütze? Philip Dunkley, der in der Torjägerliste mit 26 Treffern seine Führung ausbaute. Das gilt auch für den SC Auetal als Mannschaft, die durch diesen Sieg an die Tabellenspitze sprang. Doch wäre es wohl anders ausgegangen, hätte der FC Hevesen etwas mehr Glück bei seiner Chancen-Orgie gehabt und Gegner Auetal nicht einen bärenstarken Schlussmann Frederik Meier.
Der größte Gegner beider Mannschaften war allerdings der Platz. Gastgeber Hevesen wich auf den B-Platz aus. Das Flutlicht ist dort zuverlässiger. Kein Risiko eingehen! Es soll schon vorgekommen sein, dass eine Gastmannschaft das Spiel abbrach, als auf dem Hauptplatz eine Funzel ihren Geist aufgab. Doch dieser Ausweichplatz ist knochentrocken. „Es war ein Ping-Pong-Spiel, kein Ball kam flach. Durch die Mitte war nichts zu erreichen. Also wurden lange Bälle gespielt, sowohl nach vorne wie nach hinten“, berichtete Tim Neermann, der für den SC Auetal die Vorlage zum Siegtor gab.
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Bis es soweit war, musste der SC Auetal Blut und Wasser schwitzen. Die Anhänger des FC Hevesen hatten regelmäßig den Torschrei auf den Lippen, der jedoch enttäuscht in Stöhnen endete. Freistoß-Variante FCH, Tom Vauth schießt genial aufs Tor, doch Schlussmann „Freddy“ Meier hält (11.). Dann Matthes Wilharm, Marc Steinsiek rettet auf der Linie (20.). Wieder Vauth, erneut Beute von Torwart Meier (27.). Mattes Wilharm versucht es von der Strafgrenze, Latte (29.). Dann Alexander Thomas, wieder Latte (34.). Das Aluminium war in der 1. Halbzeit Freund der Auetaler. Marius Klupsch mit einem strammen Schuss, wieder hält Meier (36.). Zu dieser Zeit war Verteidiger Klupsch noch guter Dinge: „Es sieht gut aus, Jung, weiter so!“ rief er seinen Mitspielern zu (43.).
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Nach der Pause sah es nach einer Fortsetzung des Einbahnstraßen-Fußballs aus. Als SCA-Schlussmann Frederik Meier einen Kopfball meisterte (60.), hatte der Berichteschreiber den FC-Hevesen-Akteur nicht mitbekommen. „Schreib irgendeinen auf“, antworte Julian Seele auf Rückfrage. „Wir hatten bisher fünfzehn Chancen. Ihr keine!“ Dem Eindruck des altgedienten FCH-Stürmers wollen wir nicht widersprechen.
Aber es rächt sich, wenn derart viele Hochkaräter ungenutzt verballert werden. Oder der gegnerische Torwart einen bärenstarken Tag erwischt. Dabei konnte sich Frederik Meier, der Auetaler Keeper, gar nicht richtig freuen. Meier ist bekennender SC-Freiburg-Fan, vielleicht der einzige in Schaumburg. Vor ein paar Wochen saß er beim legendären Pokalsieg „seiner“ Freiburger in München auf der Tribüne. Um Karten für das Halbfinale des SC Freiburg gegen RB Leipzig kümmerte er sich nicht. „Geht nicht, an diesem Tag spielt meine Mannschaft, die kann ich nicht im Stich lassen!“ Weise Worte, denn ohne ihren „Freddy Fänger“ hätte das Spiel für die Aue-Kicker böse enden können. Im Umkehrschluss heißt dies, dass auch der SC Freiburg überlegen sollte. „Ohne Meier – rumgeeier!“ Der SCF sollte den Auetaler-Schlussmann als Super-Fan wohl regelmäßig bei Pokalspielen einfliegen.
Zurück zu der Partie in Hevesen. Der SC Auetal verzeichnete in der 70. Minute die erste dicke Chance. Einen Schuss von Benedikt Friedrichs nach Eckball klärte Tim Vauth auf der Linie. Nun fand der SCA ins Spiel. „Wir wussten, dass wir spielerisch hier nicht viel machen konnten. Es ging nur über Kampf“, beschrieb Tim Neermann die Gefühlslage der Männer von der Aue. „Natürlich war der FCH vor der Pause klar besser, doch in der 2. Halbzeit hatten wir ein Chancen-Plus. 1:0 gewinnt man gerne.“
Es war Neermann zu verdanken, dass dieses Resultat zustande kam. Sein Pass erreichte Philip Dunkley. Der Torjäger marschierte los und schoss das Tor des Tages (74.). Die gleiche Szene bot sich wenig später (81.). Diesmal blieb FC-Hevesen-Torhüter Alexander Kruse Sieger. Kurz danach reagierte Kruse gleichfalls prächtig (83.), als Tim Neermann den zweiten Auetaler Treffer auf dem Schlappen hatte. So blieb’s beim 0:1, dem Sieg der Gastmannschaft. Doch kurioserweise waren alle sehr zufrieden.
Der FC Hevesen hat wohl den Turnaround zur Besserung geschafft, denn schließlich will die Mannschaft nächsten Mittwoch ins Kreispokal-Finale einziehen (10.5., 19.30 beim ETSV Haste). „Unsere Vorstellung vorigen Samstag beim SV Engern war indiskutabel. Ich habe von der Mannschaft eine Reaktion erwartet, die auch gekommen ist“, bilanzierte FCH-Trainer Denis Reinhardt. „Wir wissen, dass der B-Platz für Fußball-Ästheten nicht geeignet ist. Die Jungs haben gekämpft, sich in das Spiel hineingearbeitet. Basics gezeigt, die ich erwartet habe. Die muss man in jedem Spiel bringen. Egal ob es tabellenmäßig um was geht. Es wird nicht funktionieren, bei schwacher Liga-Leistung dann im Pokal plötzlich den Schalter umlegen zu wollen und Erfolg zu haben.“
Die Hevesener Leistung lässt umso mehr aufhorchen, weil Angriffsmotor Alexander Wellschmidt (Urlaub) und Kapitän Niklas Vehling (verletzt) fehlten. Dennis Kleiber, Torjäger der vorigen Saison, wurde erst in der 83. Minute eingewechselt. „Dennis hatte bisher alle Spiele gemacht, zuletzt aber nicht mehr so oft gescored. Wir haben genügend Leute am Start, die auch gern spielen wollen, so dass sich jeder seine Möglichkeiten verdient. Die Jungs in der Startaufstellung haben das heute gerechtfertigt“, erläuterte der Hevesener Trainer die Entscheidung.
Wäre es ein Boxkampf gewesen – wieso muss der Berichteschreiber gerade ans nächste Spiel des SC Auetal bei der SG Bad Nenndorf/Riehe denken? – hätte der Sieger glasklar festgestanden: Punktsieg für den FC Hevesen aufgrund der starken ersten Runden. Aber im Fußball zählen nur die Tore. Davon erzielten die Männer von der Aue eins. Der FC Hevesen erweitert dieses Wort mit einem „K“ davor (keins). Die Punkte gehen an die Aue, aber Pfingstsamstag beim Pokalendspiel will man sich wiedersehen.
FC Hevesen: Alexander Kruse - Till Kammann, Marius Klupsch, Dennis Levenhagen, Alexander Thomas – Philipp Pöhler, Michel Kammann Tim Vauth, Tom Vauth – Felix Jahn (83. Julian Seele), Mattes Wilharm (83. Dennis Kleiber)//Trainer: Denis Reinhardt
SC Auetal: Frederik Meier – Benedikt Friedrichs, Felix Rauhut, Tobias Feldmann, Marc Steinsiek – Moussa Guire, Florian Meyer – Tim Neermann – Lukas Herrmann (21. Niklas Brecht / 90. Pascal Hain), Philip Dunkley, Julien Erdmann (87. Jörn Fickendey-Engels)// Trainer: Thomas Reh
Schiedsrichter: Andreas Thienel (SG Rodenberg)
SR-Assistenten: Kevin Mack + Michael Mack (SG Rodenberg)
Tor: 0:1 Philip Dunkley (74.)
Zuschauer: 97