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VFR EVESEN KASSIERT AUSGLEICH IN DER NACHSPIELZEIT UND BLEIBT TABELLENFÜHRER

Fotos/Text: Ernst Siepmann

Wetschen. „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“, tönt es seit 1602 von den Theaterbühnen. Der VfR Evesen findet auf dieses Zitat aus Shakespeares Drama eine klare Antwort: „Sein!“ Das 2:2 in Wetschen reicht, um die Tabellenspitze zu behaupten. Der Gastgeber aus dem Kreis Diepholz ist ja nicht ‚Irgendwer‘, sondern laut Trainer Heiko Thürnau der „schwerste Gegner im Feld“. Doch der VfR Evesen sollte die Überlegung aus dem Drama „Hamlet“ anders formulieren: „Ärgern oder nicht ärgern, das ist die Frage“. Wetschens Ausgleichstreffer fiel tief in der Nachspielzeit, als Kevin Reinking den Freistoß-Hammer rausholte und in der 94. Minute den 2:2 Endstand erzielte.

Egal, wen man am Ende fragte, bei dem Ergebnis gab es keine Diskussion: Gerecht! Beide Mannschaften hatten den Sieg verdient, lieferten einen couragierten Auftritt und kurzweilige Unterhaltung auf dem recht kleinen Platz in Wetschen. Gastgeber TSV wusste: Will er dem VfR die Tabellenspitze mittelfristig streitig machen, müssen die drei Punkte in Wetschen bleiben.


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„Wir wollten uns heute nicht verstecken, dagegenhalten und zeigen, dass wir auch Fußball spielen können. Die 1. Halbzeit gehörte uns. Da ist der Plan aufgegangen“, urteilte Lennart Bors, der Schütze des Wetschener Führungstreffers. Vorher boten sich dem TSV zwei Kopfballchancen, während Jan-Christoph Thom gefährlich Wetschens Torwart Tim Becker prüfte (15.). Zwei Minuten später rappelte es im Evesener Kasten, als niemand damit rechnete. Nach einer Finn Raskopp-Flanke erwischte Lennart Bors im Fallen noch das Spielgerät. „Bei meinem Treffer sollte der Ball schon aufs Tor kommen“, schmunzelte der 22-Jährige, der im Sommer vom Bezirksligisten SC Twistringen nach Wetschen wechselte. „Aber dass er im Torwinkel dann landet, da muss man auch schon ein bisschen Glück haben. Die Szene, wo der Schiedsrichter Elfmeter hätte pfeifen können, war aus meiner Sicht einer. In der Halbzeit sagte der Schiri noch, der Evesener Spieler hätte Philip Kürble berührt. Aber es reicht anscheinend nicht“.

Bors dachte an die 28. Minute, als die Heimzuschauer vehement Elfmeter forderten. Zuvor hatte es ein Chancenfeuerwerk auf beiden Seiten gegeben. Torwart Förster hielt einen Schuss von Bors (21.), Thom traf für Evesen das Außennetz (23.). Kürble zimmerte die Kugel an die Latten-Oberkante (24.). Wetschens Schlussmann Becker parierte gegen Lennart Heine (27.). Dann die Elfmeter-Diskussion (28.). Tenti zielte knapp am langen Pfosten vorbei (35.). Es liest sich wie die Einträge im Telefonbuch. Doch dann der Volltreffer, denn Bennett Heine sorgte für das 1:1 (37.)

„Beim ersten Tor haben wir einen Angriff über links durchgespielt. Jan-Christoph Thom passte dann quer. Ich sprintete zum kurzen Pfosten und musste dann Ball nur noch ins leere Tor schieben“, schilderte Bennett die Szene, die Glücksgefühle bei den mitgereisten Schlachtenbummlern auslöste. „Das zweite Tor fiel durch einen Angriff über rechts. Auf engem Raum haben wir uns durch kombiniert. Nico Kleiber spielte in den Rückraum. Ich hatte Zeit, weil der Gegner wegrutschte. Dann zog ich mit Spann ab. Der Ball ging gegen den Innenpfosten und dann rein“. 2:2 (65.), für Bennett Heine war’s ein Doppelpack. Genau wie in der Vorwoche, als Blau-Weiß ‚Schwalbe‘ Tündern beim 6:1 in Evesen gewaltig Federn ließ.

Schenken wir uns die Chancen in der 2. Halbzeit und erinnern nur daran, dass Emilio Enzi in der 82. Minute den Pfosten traf. Der VfR Evesen hätte dann 3:1 in Front gelegen. Vermutlich uneinholbar. Doch es kam anders. Doppelpacker Heine weiter: „Natürlich wollen wir immer gewinnen. Aber so ist Fußball. Wetschen traf zweimal das Aluminium und hätte einen Elfmeter kriegen können, vielleicht sogar müssen. Aber es tut weh, wenn wir in der 94. Minute das Gegentor kassieren. Wir hatten uns wirklich reingeschmissen. Verteidigten mit allem, was wir haben. Vor dem Spiel hatte ich persönlich als Ziel gesetzt: Sieben Punkte aus den nächsten drei Partien, also inclusive der Auswärtsspiele in Garbsen (29.10.) und Sarstedt (31.10.). Das ist noch möglich. Mit einem Augenzwinkern kann ich sagen: Ziel erreicht. Aber natürlich will man immer gewinnen“.

Die ärgerliche Szene bahnte sich an, als Schiedsrichter Till Schierbaum vier Minuten Nachspielzeit anzeigte. Der Evesener Anhang wunderte sich. So lange war doch gar nicht unterbrochen worden! Egal, es kam die 94. Minute. „Ein Evesener Spieler trifft den Ball nicht, sondern den Gegner. Es war nichts Wildes. Aber ein Foul“, erklärte der Unparteiische vom SV Friesen Lembruch den Pfiff. Für solche Szene hat der TSV Wetschen einen Spezialisten. „Kevin Reinking kann Freistöße. Auch wenn es bei drei Versuchen vorher nicht so aussah“, freute sich Lennart Bors mit seinem Torschützenkollegen. „Aber in der letzten Minute so einen Ball reinzuhauen, ist sensationell. Wenn wir ohne Punkt herausgegangen wären, wäre das nicht verdient gewesen. Unsere Zielrichtung ist, oben mitspielen. Und dann mal gucken, was wird“.

Heiko Thürnau hatte die Wetschener Schlussoffensive geahnt. „Dass der Gegner alles nach vorne wirft, ist völlig normal. Leider haben wir zugelassen, dass drei, vier Freistöße in Strafraumnähe gegen uns gepfiffen wurden. Dann ist es nur eine Frage der Zeit, dass irgendwann einer reingeht. Dass es der letzte war, ist halt sehr ärgerlich. Mit geschickterem Vorgehen hätten wir es verhindern können. Wenn wir den Körper reinstellen, passiert nicht viel. Aber wir waren hier ein bisschen übermotiviert. Immerhin hielten wir Wetschen auf Abstand und können ganz zufrieden sein. Hier ließen schon viele Mannschaften Punkte liegen. Daher nehmen wir den einen Zähler gerne mit“.

„Gerechtes Unentschieden“, so sah es auch VfR-Manager Peter Möse. „Aber die Art und Weise, wie es zum Schluss zustande kam, ist ein bisschen unglücklich. Vorsichtig ausgedrückt.“ Über einen anvisierten Aufstieg will er nicht sprechen. „Wir müssen viele Dinge angehen. Genauso wichtig ist, dass sich unsere 2. Mannschaft stabilisiert, damit es einen vernünftigen Unterbau gibt. Auch möchten wir den Jugendbereich ausbauen. Besonders freut mich, dass 1. und 2. Mannschaft harmonieren und auch die Evesener Einwohner ihre Begeisterung für den VfR wiederentdeckt haben“.

Die müssen auf das nächsten Heimspiel etwas warten. Samstag geht es für den VfR nach Garbsen. Zwei Tage später, am Reformations-Feiertag, nach Sarstedt. Schaumburg-Sport.de berichtet über beide Spiele.

TSV Wetschen: Tim Becker – Finn Raskopp, Ramiz Pesiov,Sören Sandmann, Joshua Heyer – Lukas Heyer – Philip Kürble (62, Christoph Hainke), Kevin Reinking, Ricardo Tenti (68. Moritz Raskopp) – Lennard Bors (73. Torge Rittmeyer), Alen Suljevic (68. Kai-Simon Wessels) // Trainer: Oliver Marcordes

VfL Evesen: Christian Förster - Gabriel Khalaf (73. Jonas Abram), Samuel Pentke, Niklas Siepe (43. Fin Alack), Sebastian Hull – Burak Buruk (60. Charly Tunc), Emilio Enzi, Lennard Heine - Bennett Heine, Niko Kleiber (68. Louis Elsner), Jan-Chrisotph Thom (89. Samal El Akroubi) // Trainer: Heiko Thürnau

Schiedsrichter: Till Schierbaum (SV Friesen Lembruch) SR-Assistenten: Max Werner (SG Diepholz) + Fabian Ackermann (TSV Kirchdorf)

Tore: 1:0 (17.) Lennart Bors (17.), 1:1 (37.) Bennett Heine, 1:2 (65.) Bennett Heine, 2:2 (90.+4) Kevin Reinking

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